Was bedeutet „Pflege“? Auszubildende reflektieren ihre Erfahrungen

Im Rahmen des Unterrichts „Pflegefachfrau / Pflegefachmann sein“ haben zwei Auszubildende ihre Gedanken zu einem besonderen Thema auf Papier gebracht. Die Aufgabenstellung lautete: „Nun sind schon fast zwei Jahre Ausbildung vergangen. Reflektieren Sie schriftlich, was für Sie ‚Pflege‘ ist. Beschreiben Sie außerdem, wie sich dieses Bild für Sie in den letzten zwei Jahren verändert hat. Inwiefern stimmen Sie mit den Aussagen aus dem Poetry-Slam-Text überein? Was sehen Sie anders?“

Zur Inspiration schauten sich die Teilnehmenden vorab den bewegenden Poetry-Slam-Text von Leah Weigand an, der viele Facetten des Pflegeberufs aufgreift und zum Nachdenken anregt (hier geht es zum Video [Youtube-Link]). Im Mittelpunkt des Unterrichts standen aber auch die eigenen Perspektiven der Auszubildenden: Wie sehen sie ihre Zukunft im Beruf? Wo möchten sie nach dem Ausbildungsende arbeiten?

Die persönlichen Texte der Auszubildenden zeigen eindrucksvoll, wie vielschichtig der Pflegeberuf ist. Sie reflektieren, wie sich ihr Bild von Pflege in den vergangenen zwei Jahren verändert hat – von ersten Vorstellungen über die vielseitigen, oft auch herausfordernden Erfahrungen im Berufsalltag bis hin zum Stolz, ein Teil dieses wichtigen Berufsfeldes zu sein.

Im nachfolgenden lesen Sie zwei der geschriebenden Texte:

Was ist Pflege?
Pflege ist nicht nur Pflege.
Wir sind mehr als das, viele fragen sich… „nur was?“

Arschabwischer, Waschfee oder bringen dem Arzt seinen Tee?
Nein! Das kann und wird nie so sein.

Wir sind Berater der Mode, zaubern schicke Kleider aus der Kommode.
Wir sind Friseure für Patienten und Akteure.
Wir sind ein Kissen zum Weinen, aber auch ein Clown der deinen um glücklich zu sein.
Wir sind Multitasking oder wollen so scheinen, manche denken wir wollen nur schleimen..
Aber manchmal sind wir auch Familie,
wie eine Tochter oder Sohn , das Lachen ist fast besser als der Lohn.

Wohlfühlen ist wichtig, das weiß doch jeder, doch erkennen tut das nicht jeder.

Ich bin Azubi in der Pflege und kann stolz auf mich sein, hoffentlich schleicht der Gedanken auch bei anderen sich ein.
Auch wenn es hart ist und ich ab und an vor Kraftlosigkeit schwanke, der Tag wird wieder süß durch das Wort Danke!

Wir kämpfen in der Früh bis spät in die Nacht die Frage ist eher, wie lange man das unter heutigen Bedingungen noch macht…

Zweiter Text:

Du fragst mich was Pflege für mich ist und ich antworte dir nicht, weil ich dann ausholen müsste an den Anfang, aber wenn ich dir was sagen würde wär´s wahrscheinlich das:

Eigentlich wollt ich das nicht, ich wollt es nie und als Option war Pflege immer unschön.
Ich soll was mit Zukunft machen hat mein Papa gesagt und damit Pflege gemeint. Unsicher wie ich war hab ich ja gesagt. Ich meinte: ich fang einfach mal an und mal schaun wohin die Reise geht. Jetzt, sitz ich hier, ein paar Jahre später und so viel überzeugter.

Du fragst mich nochmal was Pflege für mich ist und diesmal antworte ich: ich sag, dass Pflege so viel gibt und wachsen ein so großer Teil davon ist.

Ich wachse an Aufgaben und an Schicksalen, ich üb mich in Kommunikation und an Empathie; ich stagnier nie. Ich stagnier nicht eine Sekunde, weil so viele Teile vom Menschen sind noch unergründet.

Dieser Unterricht war nicht nur eine Gelegenheit, innezuhalten und die vergangenen Jahre zu reflektieren, sondern auch ein Blick in die Zukunft: Mit welchen Zielen starten die Auszubildenden in ihren Beruf? Die Texte der Teilnehmenden zeigen deutlich, dass sie nicht nur Pfleger:innen sind – sondern Berater:innen, Mutmacher:innen, Zuhörer:innen und vieles mehr.

Mit dieser Reflexion wird eines klar: Pflege ist nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung, die Herz, Verstand und Engagement erfordert – und die unseren Respekt verdient.